Mit neuer Professur Gendermedizin voranbringen

Frauen und Männer werden anders krank. Die Gendermedizin will diese Unterschiede besser erforschen und die Ergebnisse in die Krankenversorgung und in die Lehre einbringen. Im Mai 2024 ist Carolin Lerchenmüller die Stelle als erste Professorin für Gendermedizin in der Schweiz angetreten.

Mit der Professur für Gendermedizin wird der Ausbau der geschlechtsspezifischen und interdisziplinären Forschung und Lehre an der Universität Zürich (UZH) gemeinsam mit den vier universitären Spitälern vorangetrieben. Die Professur wurde unter anderem durch die Unterstützung von Stiftungen und Privatpersonen ermöglicht.

Carolin Lerchenmüller wurde vom Universitätsrat per 1. Mai 2024 zur ausserordentlichen Professorin für Gendermedizin ernannt. Mit ihrem Amtsantritt übernimmt sie die erste Professur für Gendermedizin in der Schweiz.

Zu den wesentlichen Aufgaben der Professur gehört es, Forschung im Bereich Gendermedizin voranzubringen, indem sie Projekte in allen Bereichen der Forschung etabliert, dafür Konsortien bildet und Drittmittel einwirbt. Des Weiteren wird Gendermedizin in die Lehre integriert, damit die Studierenden grundlegende Informationen zur Bedeutung von biologischem und soziokulturellem Geschlecht in möglichst allen Fächern erhalten.

Warum es Gendermedizin braucht

Geschlechtsunterschiede machen sich in vielen Erkrankungen bemerkbar: Das Risiko an Alzheimer-Demenz zu erkranken oder an einem erlittenen Herzinfarkt zu sterben ist für Frauen deutlich höher als für Männer. Zudem leiden Frauen häufiger an Schilddrüsenerkrankungen, Rheuma und Störungen des Immunsystems. Dagegen sind mehr Männer von Morbus Parkinson betroffen und sterben häufiger an COVID-19. Die Berücksichtigung von Geschlechtsunterschieden kommt Frauen wie Männern zugute und wird mittels der Professur für Gendermedizin nun aktiv gefördert.

Geschlecht in der Forschung

Studien zur Krankheitsentstehung und zur medikamentösen Behandlung werden zu 80 Prozent an jungen männlichen Mäusen durchgeführt – weiblicher Zyklus, weibliche und männliche Geschlechtshormone sowie Meno- und Andropause kommen in diesen Studien nicht vor. Auch klinische Studien werden überwiegend an Männern durchgeführt und trennen ihre Ergebnisse nicht für Frauen und Männer auf. Und: Sie berücksichtigen die soziokulturelle Dimension von Gesundheit oder Krankheit nicht. Einflüsse von Stress, Umwelt- und Lebensbedingungen, die sich bei Frauen und Männern unterscheiden, bleiben aussen vor. Zu Menschen mit anderen Geschlechteridentitäten gibt es auch fast keine Daten.

Geschlecht in der Lehre

In der medizinischen Lehre ist der Faktor Geschlecht bis anhin ebenso wenig diskutiert worden. Medizinstudierende lernen noch unzureichend, was Männer und Frauen unterscheidet, was sie bei Untersuchungen und in der medikamentösen Therapie bei beiden Geschlechtern berücksichtigen müssen und wie sie geschlechtssensibel mit Patientinnen und Patienten kommunizieren. Ebenso fehlen übergreifende Ansätze zur besseren inhaltlichen und strukturellen Verankerung dieser Thematik. Dies wird sich an der Universität Zürich mit der Professur für Gendermedizin ändern.

«Wir verhelfen der Gendermedizin zum Durchbruch, um Menschen gezielter und effizienter behandeln zu können!»

Prof. Dr. Beatrice Beck Schimmer, Direktorin Universitäre Medizin Zürich

Ausblick Gendermedizin in der Schweiz

Die Professur garantiert die akademische Verankerung der Gendermedizin in Forschung und Lehre. Darüber hinaus ist das Ziel, Inhalte der Gendermedizin in der Schweiz zu manifestieren und international eine Führungsrolle einzunehmen. Damit stellt die Professur die Pflege eines nationalen und internationalen Netzwerks sicher und sorgt für die Translation in die Praxis. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um den Medizinstandort Zürich als modernes Zentrum für innovative Ansätze zusammen mit der Präzisionsmedizin zu positionieren.

Die längerfristige Vision ist es, ein Institut für Gendermedizin an der Universität Zürich zu gründen. Zudem soll in Zukunft ein klinisches Zentrum für Gendermedizin aufgebaut werden, in dem Menschen nach den Grundsätzen der Präzisionsmedizin geschlechtsspezifisch behandelt werden.

Zur Person Carolin Lerchenmüller
Zur Person Carolin Lerchenmüller

Prof. Dr. Carolin Lerchenmüller ist Fachärztin für Kardiologie. Zuvor leitete Sie seit 2017 das Labor für kardiales Remodelling und Regeneration an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitäsklinikum Heidelberg. Als Wissenschaftlerin ist sie eine ausgewiesene Expertin in molekularer Kardiologie und hat sich ganz der Forschung der geschlechtsspezifischen Unterschiede im kardiovaskulären Bereich verschrieben.

 


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