Das Studium – eine Zeit voller neuer Ideen, Begegnungen und Herausforderungen. Für manche Studierende wird diese Zeit jedoch zu einem grossen Balanceakt: Sie arbeiten neben den Vorlesungen und Seminaren, um sich das Studium finanzieren zu können. Eine Doppelbelastung, die den Studienalltag erschwert.
Um Studierende in dieser Situation zu unterstützen, vergibt die Universität Zürich jährlich rund 180 Stipendien. Welche Fragen beschäftigen die Studierenden dabei am meisten? Und wie stellt die Fachstelle Studienfinanzierung sicher, dass die Mittel gezielt und gerecht eingesetzt werden? Brigitte Ortega, Leiterin der Fachstelle, gibt Einblicke in ihre Arbeit und erzählt, welche Geschichten sie besonders berühren.
Frau Ortega, welche Fragen und Anliegen bringen Studierende am häufigsten zu Ihnen, und was überrascht die Studierenden dabei häufig?
Es gibt zwei Hauptgruppen, einerseits Studieninteressierte und Studierende, die ihr Studium vorausschauend finanziell planen möchten und professionelle Beratung suchen. Andere wenden sich an uns, weil sie in akuter finanzieller Not oder überlastet sind. Typische Themen sind hier zu viel Erwerbsarbeit und Konflikte mit Eltern. Erstaunlich viele Studierende sind überrascht, dass es Lösungen für ihre Situation gibt.
Wie sorgen Sie dafür, dass die Mittel möglichst gerecht und wirkungsvoll eingesetzt werden?
Durch Professionalität, Fachwissen und sinnvoll standardisierte Prozesse. Rechtliche Vorgaben geben uns einen klaren Rahmen. Wir arbeiten mit einer Stipendiensoftware und definierten Berechnungsregeln. Das Gleichbehandlungsgebot ist unser Leitstern: Gleiches soll gleich und Ungleiches ungleich behandelt werden. Zur internen Qualitätskontrolle besprechen wir unsere Fälle. Dabei hilft uns unsere mehr als 25-jährige kumulierte Erfahrung im Bereich Studienfinanzierung.
Was macht ein Stipendium über die finanzielle Förderung hinaus so wertvoll?
Einige Studierende sind derart mit der finanziellen Grundsicherung, familiären Konflikten oder persönlichen Herausforderungen beschäftigt, dass das Studium in ihrem Leben einen Nebenschauplatz einnimmt. Ein Studium, das diesen Namen verdient, verlangt nach Ruhe, Konzentration und Austausch mit anderen. Ein Stipendium hat das grosse Potenzial, all dies ins Leben der meist jungen Menschen zu bringen. Das sieht man oft an den sich markant verbessernden Studienleistungen.
Gibt es eine Geschichte, die Sie besonders berührt hat?
Wir sehen auch Studierende, in deren Lebensweg ein Studium nicht vorgesehen war. Sie treffen auf familiäre Widerstände, manche kämpfen mit psychischen oder körperlichen Krankheiten oder kommen aus Kriegsgebieten zu uns. Diese Widerstands- und Durchsetzungsfähigkeit bewundere ich sehr. Oft ist diesen Studierenden gar nicht bewusst, dass sie in ihrem Leben Enormes leisten, und sie sehen sich selbst als defizitär. Zu sehen, dass diese Studierenden «ihren Weg machen» und mit den besten beruflichen Voraussetzungen - einem Studienabschluss - selbstbewusst ins Leben hinausgehen, das ist sehr bewegend und motiviert uns täglich in unserer Arbeit. Ich erachte es als grosses Privileg, dass wir etwas dazu beitragen dürfen.
Studierende, die ein Stipendium beantragen möchten, wenden sich im Falle von Sozialstipendien an die dafür zuständige Fachstelle Studienfinanzierung oder im Falle von Mobilitätsstipendien an die zuständige Fachstelle Global Student Experience.