Fördern, was bewegt: Seit 110 Jahren fördert die Stiftung für wissenschaftliche Forschung Projekte in allen Fakultäten und Disziplinen. Berücksichtigt werden Gesuche von UZH-Professorinnen und Professoren sowie Gastdozierenden. Drei Beispiele zeigen die Bandbreite der geförderten Projekte.
Das Wesen der Demokratie ist abhängig von der Wahlbeteiligung, welche stetig sinkt und speziell bei jungen Menschen niedrig ist. Wahlgewohnheiten werden im jungen Erwachsenenalter verankert. Umso wichtiger ist es, junge BürgerInnen, die sich derzeit nicht engagieren, stärker einzubeziehen. Verändernder gesellschaftlicher Strukturen und die zunehmende Verbreitung von Online-Interaktionen machen diese Aufgabe sehr komplex.
Zusammen mit seinem Team stellt sich Prof. Dr. Lucas Leemann der Herausforderung, die verschiedenen Muster der Wahlbeteiligung unter den unterschiedlichen Typen junger Wählerinnen und Wähler im einundzwanzigsten Jahrhundert zu erfassen. Eine solche Typologie erlaubt massgeschneiderte Massnahmen zur Steigerung der Wahlbeteiligung in verschiedenen Segmenten der jungen Bevölkerung zu kreieren.
Qualitative und quantitative Experimentelle Ansätze konzentrieren sich auf die Befähigung, Motivation und Vermittlung sozialer Normen im Zusammenhang mit der Wahlbeteiligung und machen die Wirksamkeit der Steigerung der Wahlbeteiligung bei bestimmten Zielgruppen messbar. Ausgestattet mit präzisen Daten darüber, welche Massnahmen für verschiedene Arten von Jungwählern am effektivsten sind, wird das Projekt einen optimalen Interventionsalgorithmus entwickeln. Dieser Algorithmus wird ein massgeschneidertes Interventionspaket vorschlagen, das auf die soziodemografische Zusammensetzung der jugendlichen Wählerschaft in den Gemeinden und Regionen zugeschnitten ist und eine optimale Strategie zur Steigerung der Wahlbeteiligung gewährleistet.
Die Gesundheit mit zunehmendem Alter zu verbessern und daran beteiligte genetische Faktoren zu bestimmen, ist seit langem von theoretischem und praktischem Interesse. Das biologische Alter kann anhand von Biomarkern definiert werden. Ein erst kürzlich entdeckter Biomarker steht für die Veränderung der Methylierung von CpG-Stellen im Genom über die Zeit (epigenetische Veränderungen) und repräsentiert ein neues Instrument zur Untersuchung des Alterns.
Prof Dr. Anna Lindholm Krützen und ihr Team entwickeln in ihrer Studie eine neuartige epigenetische Uhr, die auf nicht-invasiv gesammelten Kotproben basiert; zum Vorteil für das Wohlergehen der Tiere gegenüber bestehenden Methoden ist. Dafür verwenden sie Proben von wilden Hausmäusen aus einer intensiven 20-jährigen Feldstudie an der Universität Zürich über das Verhalten und die lebenslange Fitness der Hausmäuse und aus einer Feldstudie auf einer Insel vor der Küste des Vereinigten Königreichs über das Verhalten, die Ökologie und das Mikrobiom der wild lebenden Hausmäuse. Von Geburt bis zum Tod intensiv beobachtet, eignen sie sich ideal für die Untersuchung von Faktoren, die das biologische Altern beeinflussen. Für eine allgemein gültige Aussage vergleichen sie die epigenetische Alterung dieser Wildpopulationen mit einer Art, welche sich in Bezug auf Standort und Lebensraum (Festland und Insel) stark unterscheiden. Aus der entwickelten epigenetischen Uhr lässt sich schätzen, dass ein hohes epigenetisches Alter, mit einer geringeren Überlebensrate im Erwachsenenalter, einem höheren Reproduktionsaufwand in der Vergangenheit und einer geringeren Grösse des sozialen Netzwerks einhergeht. Die Studie mit einer tierschutzfreundlichen Methodik könnte als Modell der humanmedizinischen Forschung genutzt werden.
Alzheimer-Erkrankung und die seltene Prionen-Erkrankung zählen zu den neurodegenerativen Erkrankungen. Dabei bilden körpereigene fehlgefaltete Proteine sogenannte amyloide Aggregate und Nervenzellen sterben nach und nach im Gehirn ab. Dies führt bei den betroffenen Patienten zu kognitiven Beeinträchtigungen und Bewegungsstörungen. Trotz intensiver Forschung gibt es derzeit keine wirksamen Therapien, um diese Krankheiten zu heilen. Wird die Erkrankung diagnostiziert, werden die betroffenen Patienten und deren Familienangehörige vor grosse medizinische, gesellschaftliche und ökonomische Herausforderungen gestellt.
Obwohl erfolgsversprechend, sind passive Immuntherapien mit Antikörpern gegen die schädlichen Aggregate noch vielen Herausforderungen ausgesetzt. Die Antikörper können potentiell nur einige Aggregate aus dem breiten Spektrum von pathologischen Aggregaten erkennen. Für eine möglichst effektive therapeutische Wirksamkeit ist die Erkennung eines breiten Spektrums der pathologischen Aggregate erstrebenswert.
Mit der Entwicklung ihres neuen therapeutischen Molekül-Liganden-Konjugates, stellen sich Prof. Dr. Simone Hornemann und ihr Team dieser Herausforderung. Dieses besteht aus einem synthetischen Molekül, welches ein breites Spektrum pathologischer Aggregate binden kann, und einem Liganden, welcher die Aktivierung des Immunsystems für die Beseitigung der pathogenen Aggregate erlaubt. Erste Untersuchungen des Moleküls mittels Zellkulturexperimenten und kultivierten Hirngewebsschnitten von Mäusen zeigen eine vielversprechende therapeutische Wirkung. Ihr Konjugat hat die Fähigkeit die Neurotoxizität in Prionen-infizierten Schnittkulturen zu reduzieren.
In ihrem Projekt untersuchen die Forschenden nun das Konjugat weiter auf seine pharmakokinetischen Eigenschaften, akute Toxizität und therapeutische Wirksamkeit bezüglich der Alzheimer- und Prionen-Erkrankung in Mausmodellen. Ihre Forschung könnte zur weiteren Entwicklung neuer therapeutischer Moleküle für die Behandlung von neurodegenerativen Erkrankung führen.